Trauer
on März 23rd, 2011Eigentlich weiß man schon gar nicht mehr, was man dazu sagen soll … oder denken … oder MACHEN!
Täglich mache ich den „Fehler“, mit Google nachzuschauen, was es „Neues“ gibt aus dem Land des ewigen Lächelns – gegensätzliche Berichte verwirren – BILD-mäßige, reißerisch aufgepumpte „Stories“ vernichten jegliche Hoffnung auf ein „gutes Ende“ …
Ich hege tiefste Bewunderung für diejenigen, welche (mehr oder weniger?) freiwillig – den sicheren Tod vor Augen – dort kämpfen!
Sie kämpfen FÜR UNS ALLE!
Bilder aus dem Katastrophengebiet – sie gehen wohl niemandem so schnell aus dem Kopf … was mich nachhaltig fasziniert: die Menschen LÄCHELN, wenn sie von ihren kaputten Häusern, vermißten Familienmitgliedern und anderen schlimmen Geschehnissen erzählen … zumindest sieht es so aus, als täten sie es – „FASSUNG BEWAHREN“ möchte ich es mal nennen!
Wahrlich entsetzlich, was dort geschehen ist – wenn es uns (nochmal) träfe … würden wir auch dermaßen ZUSAMMENHALTEN? Gäbe es Freiwillige, die ihr Leben für andere riskieren …?!
Da bin ich mir (leider) nicht so sicher …
Sicher ist nur: ich werde den Stromanbieter wechseln. Naturstrom ist angesagt. Wenn sich genug MENSCHEN für diese Art von Strom entscheiden, können die Betreiber der „sicheren Kraftwerke“ selbige dicht machen …
PS: Es scheint immer noch Menschen Leute zu geben, die selbst diese furchtbare Sache zum Anlaß nehmen, böse „Scherze“ zu machen – neulich las ich im Google-News-Feed doch tatsächlich etwas über „tolle Reiseangebote nach Japan – billig wie nie!“ WAS SIND DAS FÜR ARME GESTALTEN? Oder kompensieren sie etwa damit nur ihre Angst …?
Stimmt doch.
Da war doch mal was. Irgendwann, vor langer Zeit, fast schon vergessen.
Am Sonntag ist es genau ein Jahr her, dass nach einem Erdbeben eine Tsunami über die Küste Japans rollte und weite Landstriche verwüstete, tausende in den Tod riss.
Und ein unfehlbar sicheres Kernkraftwerk in einem Hightechland, mit 4 Reaktoren, einfach so vom Netz riss, hinein in den GAU, der doch unmöglich sein sollte.
Ein Jahr, seit sich zeigte, dass das berühmte, aber doch unbedeutende, Restrisiko nicht ein Rest war, sondern die Gewissheit, dass irgendwann mal ein Unfall geschieht. Vielleicht selten, statistisch. Aber dafür garantiert. Und wie das so mit Statistiken ist mit verteilter Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten hundert Jahre, was aber doch nur bedeutet, dass es auch in dieser Sekunde passieren kann.
Ein Jahr, seit die Grundlage gelegt wurde, den Ausstieg aus dem schon beschlossenen, nein, im Konsens gefundenen, Ausstieg aus der Kernenergie hier in Deutschland ad acta zu legen und daraus auszusteigen. Und Kernreaktoren abzuschalten.
Und das Licht ist nicht ausgegangen, obwohl das doch sicher war. Der Strompreis in Deutschland nicht explodiert. Anders als in Frankreich, das sich überwiegend über Kernenergie versorgt.
Aber der deutsche Stromexport ist tatsächlich zurückgegangen!
Ein Jahr, und das alles ist fast vergessen. Oder kann jemand aus dem ff sagen, wie derzeit die Situation an den Meilerruinen ist, was mit den geschmolzenen Brennstäben ist, wieviel Radioaktivität derzeit noch austritt.
Oder wie es den Opfern der doppelten, eigentlich sogar dreifachen Kathastrophe geht?
Jahrtag. Der Zweite!
Und die Welt hat sich verändert, seit dieser Katstophe!!
Die japanische Regierung betreibt gegen den Willen der überwiegenden Bevölkerungsmehrheit zur Erfüllung der Wünsche der Atomlobby den Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Kernenergie.
Fukushima strahlt mehr oder weniger unbeachtet vor sich hin. Und das noch lange!
Die Menschen sickern langsam zurück in eigentlich noch vertrahlte Gebiete, für die Bewohner, und die Kinder dort, ist es der Normalfall ständig ein Dosimeter zu tragen, das Belastungen aufzeichnet, die eigentlich unzulässig wären, würden sie in einem Kraftwerk arbeiten.
Bei uns hier regen sich auch schon wieder erste Versuche, aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg irgendwie wieder auszusteigen. Und sei es durch die Hintertür, in dem man Restlaufzeiten von Reaktoren, die wegen Sicherheitsmängeln vom Netz genommen werden mussten, auf andere Reaktoren überträgt.
Und unser leistungsstärkstes Atomkraftwerk, Gundremmingen mit den Blöcken B und C, arbeitet fröhlich noch jahrelang vor sich hin.
Aber da kann man ja zum Glück das Risiko genau abschätzen, handelt es sich doch bei beiden Blöcken um Siedewasserreaktoren, also ein System mit nur einem Kühlkreislauf, bei denen die Abklingbecken ausserhalb des Sicherheitsbehälters liegen.
Also nahezu technisch identisch mit Fukushima, wodurch natürlich die Risikoanalyse erheblich erleichter wird.
Und vollllkommen sicher, denn Kraftwerke dieses Typs haben ja eine statistische GAU-Wartezeit im Bereich von, geschätzt von mir, einfach so, 50 Jahren, und da ja Fukushima schon hochgegangen ist, mit 3 Blocks, ist man jetzt, statistisch, für 150 Jahre sicher!!!
Jahrtag der Dritte!!!
Drei jahre ist es inzwischen her, dass die Natur einmal kurz gezeigt hat, was sie von absolut sicherem Menschenwerk hält.
Aber wie schrieb schon Theodor Fontane im Januar 1880:
„Tand, Tand
Ist das Gebilde von Menschenhand!“
Da ging es zwar um eine Brücke, die am Tay, stellt aber schon damals eine Mahnung vor technikgläubiger Hybris dar.
Gelernt hat die Menschheit anscheinend nichts.
Im Gegenteil, wie dieser Tage verkündet wurde hat man die Nachwirkungen der Katastrophe voll im Griff. Daher sollen die evakuierten Bewohner des Umlandes von Fukushima jetzt wieder zurückkehren.
Das strahlt ja gar nicht mehr soooo dolle. In Japan gelten andere Halbwertzeiten???
Und ausserdem wurde beschlossen, alle 50 seit der Katastrophe abgeschalteten Kernkraftwerke in Japan wieder hochzufahren und ans Netz zu nehmen. Denn die Atommeiler in Japan sind schließlich sicher!!!! Sagen gemeinsam Regierung und TEPCO.
Man sieht also, der Mensch ist fast unbegrenzt lernfähig!! Zumindest im Schönreden.
So kann man immer mehr zu der Überzeugung kommen:
Die eigentliche Katastrope, das ist der Mensch.
Vielleicht erinnert sich ja irgendjemand irgendwann:
Die Erde und die Natur braucht die Menschen nicht, um weiter zu existieren und zu gedeihen.
Die Menschen Erde und Natur anber schon zum Überleben.
(frei nach Richard Freiherr von Weizsäcker)